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Gedanken während der Strahlentherapie
 

 

Diagnose Krebs

Viele fühlen sich hilflos, jenen wirklich zu begegnen, die mit der Diagnose Krebs leben müssen. Verständlich, denn wir verbinden damit noch immer das sichere Todesurteil, das über einen Menschen gesprochen worden ist. Das Gefühl sagt uns: „Es ist ja nur mehr eine Frage der Zeit, wann es soweit sein wird... Früher oder später gibt es kein Entrinnen mehr." Diese Angst mag früher wirklich so berechtigt gewesen sein, aber ist sie es heute noch genauso? Durch den medizinischen Fortschritt konnte gerade dieser Krankheit manches vom Nimbus der Unbesiegbarkeit genommen werden. Trotzdem sitzt der Schrecken nach wie vor tief in unserem Innern und wirkt blockierend. Wir erahnen die ungeheure Last, die durch so eine Diagnose auf die Schultern eines Menschen gelegt wird. Eine solche Situation empfinden wir fast alle als Anruf an die eigene Menschlichkeit.

„Gerade in einer so schwierigen Lage dürfen wir einander nicht im Stich lassen!" das ist die Einsicht, der wir uns verpflichtet fühlen. Der konkrete Umgang aber mit den Betroffenen sieht oft ganz anders aus.

Die Ausstellung ist der Versuch, persönliche Erfahrungen von 12 Jahren ans Licht zu bringen. Sie will damit einen Beitrag leisten, das Eis der Hilflosigkeit zu brechen, das sich zwischen den Betroffenen und Nicht-Betroffenen geschoben hat. Denn wenn es einmal zur Begegnung von Mensch zu Mensch gekommen ist, machen nicht selten beide Seiten die Erfahrung, das sie einander wirklich etwas zu sagen haben.

Die Fotos zeigen konkrete Menschen, die mit der Diagnose Krebs leben müssen und mir in diesem Hause begegnet sind. Ausnahmslos habe ich diese Begegnungen als grosse Bereicherung erfahren. Sie sollen Mut machen, im Vertrauen aufeinander zuzugehen.

Peter Zaloudek

 
     

     
 

Sehr geehrte Gäste

gest atten Sie mir einige Worte zu sagen:

1)

Die Austellung, die ich zusammengestellt habe, führt Sie in die aktuelle Gegenwart und soll darum nicht als eine Dokumentation über ein bereits abgeschlossenes Kapitel betrachtet werden. Vor allem aber gilt es im Auge zu behalten: Der Gegenstand dieser Ausstellung sind Menschen, lebendige Personen, die unter uns leben und darum immer auch zu menschlicher Begegnug einladen. Ich verweise ganz bewusst darauf, denn einige Patienten haben uns heute die Ehre gegeben. Ich denke aber auch an jene, die heute nicht anwesend sind. Ich grüsse sie alle herzlich! Ihnen gehört unser Respekt und unsere Bewunderung.

2)

Ein persönliches Wort: In meinem Dienst auf der Strahlentherapie war mir immer auch der Mensch wichtig. Stets haben mich Fragen wie etwa diese beschäftigt: „Was ist das für ein Mensch, den ich zu bestrahlen habe, und wie wird er mit seinem Schicksal fertig? Kann ich selber etwas beitragen, um es ihm leichter zu machen?" Und nach der Behandlung: „Wie mag es mit ihm wohl weitergehen?" Oder nach Monaten: „Was ist aus ihm geworden?" Viele sind zu Bestrahlung gekommen und sind dann wieder in der Anonymität des Lebens oder auch des Todes verschwunden... Diese Offenheit hat manches Mal zu berührenden Begegnungen geführt, die ich als eine grosse Bereicherung empfunden habe. Und so reifte in mir der Plan, die Patienten in Wort und Bild festzuhalten. Ihre Aussagen sind ein wahrer Reichtum an Lebenserfahrung ein Zeugnis von grosser Wahrhaftigkeit, Klugheit und Bescheidenheit. Mit dem Einverständnis der Patienten darf ich sie nun Ihnen heute hier präsentieren.

3)

An einer Ausstellung sind immer viele Menschen beteiligt direkt oder indirekt.

So möchte ich zuerst meinen Dank den Kolleginnen auf der Radioonkologie hier im SMZ Ost aussprechen, die mich auf verschiedene Weise unterstützt haben. Namentlich möchte ich hier meine junge Kollegin, Frau Sidonie Schuch nennen, die mit ihrem Interesse, ja ihrer Begeisterung, mich auch in Stunden des Zweifels bestärkt hat, die Durchführung voranzutreiben. Ich danke auch meinem Kollegen, Herrn Felix Büchler, für die ansprechende Einladung, die er für diese Vernissage gestaltet hat.

Mein Dank gilt auch den maßgeblichen Stellen des Hauses, die mir die Möglichkeit zur Gestaltung der Ausstellung und der Eröffnungsfeier gegeben haben. Erwähnt sei hier mein Institutsvorstand, Doz. Dr. Robert Hawliczek ebenso wie Direktion des Hauses, vertreten durch Herrn Verwaltungsdirektor Walter Reinagl.

Last but not least gilt mein Dank dem Farmakonzern Novartis, - hier vertreten durch Frau Tober und Frau Fischhof denen wir dieses (leckere) Buffet zu Verdanken haben.

4)

Mein abschliessender Wunsch: Möge diese Ausstellung uns zum Nachdenken anregen und zu grösserer Anteilnahme am Schicksal des Anderen, aber auch zur Dankbarkeit für die Einmaligkeit unseres eigenen Lebens ermutigen...

Wien, SMZ Ost, 7. April 2003 Peter Zaloudek

 

Frau Katia

„Ich glaube, dass ich mit dieser Diagnose überfordert bin... Ich bin aber bereit zu sagen, dass ich Hilfe brauche!"

Eine stille, in sich gekehrte Person. Sie hatte wunderschöne Augen und Hände, die für mich ihre zarte Seele widerspiegelten.

 
 

Herr Franz

„Mein Leben hängt an einem dünnen Faden, aber mein Wille ist stark..."

Ein sehr introvertierter Typ weniger Worte. Er kämpfte und wurde zu einem nachdenklichen Menschen.

   
     

         
       

Frau Petra

„Meine Tochter sagt täglich zu mir: `Du bist ja gesund!' Soll ich es glauben? Es hat mich sehr schwer getroffen…."

Auch diese Frau kämpft. Die überraschende Diagnose hat sie schockiert. Sie hat zwar keine grossen Pläne für die Zukunft gehabt. Sie lebte einfach und genoss das Leben. Ein Leben, in dem es keinen Platz für Schmerz und schwere Krankheit gab. Es ist immer schon so gewesen: Man gewöhnt sich leichter an ein Leben ohne Sorgen, als die Sorgen für eine echte Herausforderung zu halten. Je mehr man das ,Gesundssein` für selbstverständlich hält, desto grösser kann die Enttäuschung sein...

 

         
 

Herr Rudolf

„Seitdem ich krank bin, hat sich alles geändert. Ich bin nicht derselbe wie früher. Das Leben ist grau geworden...Eine grosse Unterstützung für mich ist meine Frau. Wenn ich sie nicht hätte, wäre ich wahrscheinlich schon lange nicht mehr da..."Geh zum Arzt lass dich untersuchen mach endlich eine Therapie" sagt sie ständig zu mir. „Ich bin wie gelähmt...Wissen sie" sagte er zu mir „ich bin sehr froh und dankbar, dass ich sie habe..."

Ein ausgesprochen höflicher, dezenter und geduldiger Mensch. Die Krankheit belastet ihn aber sehr. Wie gut, dass er nicht allein ist!

 
       
         

         

Frau Christine

„Ich glaube, ich stehe immer noch unter dem ersten Schock, nachdem ich erfuhr, dass ich krebskrank bin. Es kam so unerwartet, so völlig überraschend, genau am Beginn einer neuen herausfordernden Arbeit. Ich war sowohl beruflich als auch hobbymässig in einer charitativen Tätigkeit unterwegs. Diese Aktivität hat mir wirklich Spass gemacht und entsprach meinen Bedürfnissen. Jetzt darf ich die Arbeit nicht mehr machen. Sie fehlt mir und ich spüre eine grosse Leere und Einsamkeit..."

Es haben schon Viele solche ähnliche Erfahrungen gemacht. Man geht mit den besten und ehrlichsten Vorsätzen in eine charitative oder soziale Arbeit, man spürt die Kraft und Energie und man hofft, den Kranken, den Notleidenden und den am Rande stehenden Menschen die helfende Hand auszustrecken... Man meint es ernst. Oft wird man dabei aber selbst mit einem schweren Schicksal oder Krankheit überraschend betroffen. Die Konfrontation mit einem eigenen Leiden, nicht mit dem fremden, ist meistens noch viel schmerzlicher und unträglicher. Das Kreuz des anderen zu tragen fällt den meisten von uns leichter, als das eigene Kreuz. Aber vielleicht liegt gerade darin die grosse Herausforderung. Wenn es uns Menschen gelänge uns selber in Schwachheit und Krankheit zu akzeptieren und zu ertragen, kann dies für uns eine Chance sein, wirklichen Anteil am Leid des anderen zu nehmen.

   
         

         
 

Herr Franz

 
       
 

„Nur die Hoffnung nicht aufgeben..."

Ein stiller, zurückhaltender und angenehmer Mensch. Die Qualen der langwierigen Krankheit haben ihn gezeichnet. Aber: in seinem gebrechlichen und schmerzvollen Körper steckte ein starker Geist.

 

Herr Friedrich

„Ich habe eine tolle Frau, die zu mir steht. Trotzdem weiss ich, dass ich mit der Diagnose „Krebs" selber fertig werden muss..."

Die Bestätigung der Diagnose hat diesen Herren aus dem Gleichgewicht gebracht. Nur langsam beginnt er wieder weiter zu leben. Die Anteilnahme des Ehepartners ist eine unglaublich grosse Hilfe!


         
 

Herr Günter

„Sicher, man beschäftigt sich damit, was kommt jetzt, wie wird es weitergehen... Nicht nur, weil es mich selber betrifft und weil ich mich immer noch jung fühle. Sondern ich muss mir Gedanken über meinen kleinen Sohn machen, der sonst niemanden hat..."

Was wäre wenn... Wir alle kennen diese Überlegungen. Was wäre, wenn ich gesund wäre, wenn meine Frau noch bei mir wäre, oder wenn ich zumindest keine Kinder gehabt hätte es ist doch eine Zumutung für die kleinen Kinder zuzusehen, wie ihre Eltern leiden müssen und sie vielleicht sogar völlig unvorbereitet plötzlich allein da stehen. Die Realität ohne murren zu akzeptieren ist oft, oder in den meisten Fällen, die grösste Kunst, die ein Mensch vollbringen kann. Es sind aber nicht Viele, die so etwas können. Die meisten von uns sind nur Träumer und leben in einer nicht realen Welt in einer Welt von Wenn und Dann und merken gar nicht, dass die verborgene Schönheit des Alltags einfach verschwindet wie ein fliessender Fluss zwischen den Händen entrinnt, obwohl die Finger voll von wunderschönen, diamantenähnlichen Wassertropfen sind...

   
       
 
       

         
 

Herr Erhard

„Mir ist nicht zum Lachen. Seit dem II. Weltkrieg kämpfe ich mit gesundheitlichen Problemen: Kopfschussverletzung, anschliessende Nebenwirkungen, von denen die jahrzentelang dauernde Depression die schlimmste war... Die jetzige Krebsdiagnose hat mich absolut nicht überrascht. Es ist in der Reihenfolge aller dieser Krankheiten nur eine der nächsten... und vielleicht noch lange nicht die letzte. Ich habe mich schon damit abgefunden, mit meinen Krankheiten zu leben. Zwischen all diesen Krankheiten und meinem Leben habe ich eine Art „Modus Vivendi" abgeschlossen. Ich akzeptiere die Krankheiten, es hat keinen Sinn sich aufzuregen und behalte dabei den klaren

 
   

Kopf, um zu leben und mich auf andere Dinge im Leben zu konzentrieren. Das Leben ist doch schön und ich will es mir nicht mit unnötigen Sorgen und Frustrationen verderben lassen ."

Ein bewundernswerter Mensch. Trotz des schweren Schicksals in seinem Leben hat er immer wieder neue Gründe gefunden, ein Optimist zu sein. Für sein Engagement auf seinem Arbeitsplatz und im öffentlichen Leben wurde er mit Auszeichnungen belohnt. Seine tiefe und optimistische Lebenseinstellung war ganz sicher ausschlaggebend für seinen Erfolg und seine Zufriedenheit, die er mit seinem Wesen und Reden ausgestrahlt hat... Danke, Herr Erhard, für Ihr Zeugnis und Ihre Existenz!

 

         
 

Herr Ernst

sprachbehindert durch die Krankheit musste er schmerzhaft eine neue Art des Kommunizierens mit den Menschen lernen. Die einfachsten und primitivsten Wünsche konnte er plötzlich nicht mehr artikulieren es gab keine Worte mehr, obwohl das Gehirn und der Mund bereit wären es auszusprechen. Er konnte sich aber trotzdem

mitteilen!

Herr Ernst und viele andere sprechen zu uns mit ihren Augen. Haben wir den Mut, ihnen in die Augen zu schauen vielleicht werden wir dann nicht nur verstehen, was sie sagen wollen, sondern entdecken etwas Neues, Ungewöhnliches, etwas, das uns innerlich

bereichern wird!

 
         
       
         

         
 

Frau Helga

„Was soll ich sagen! Muss ich was sagen?" Ich antwortete: „Nein fühlen Sie sich bitte frei, nichts zu sagen..."

In dem Fall muss aber ich etwas über sie erzählen: Sie wirkte nach aussen still, in sich geschlossen. Wenn sie redete, sprach sie ganz leise und sanft. Kaum aber machte jemand etwas Lustiges oder erzählte einen Witz, entpuppte sie sich als eine unglaublich fröhliche, humorvolle und angenehme Person. Als ich sie fotografierte kam plötzlich ihr Mann

 
         
   

dazu, der sie fast immer zu den Bestrahlungen begleitet hatte und sagte zu ihr: „Warum lachst du nicht? Du bist ja doch trotz der Krankheit so ein froher Mensch, das Lächeln gehört zu dir..."

Als sie daraufhin strahlte, dachte ich mir: wie recht er doch hat!

 
       
 

Herr Josef

„Als mir der Arzt sagte: ,Sie haben Krebs,` antwortete ich: „OK und was machen wir jetzt? "

Ein Sportler. Er hat es gelernt, physisch fit zu bleiben. Sein Geist war aber genauso fit. Wenn man bereit ist, eine Situation zu akzeptieren, bekommt man die Chance, aus einer neuen zu lernen.

 

Frau Clothilde

Ich war mit meinem Mann 60 Jahre lang verheiratet, es war eine wunderschöne Ehe. Sie können sich nicht vorstellen, wie lieb und aufmerksam er war...während meiner Erkrankung und meines Spitalsaufenthaltes, ist er plötzlich gestorben ich konnte nicht einmal zu seinem Begräbnis gehen...Sein Tod hat mich schwerer getroffen als meine Krankheit. Ich bin aber trotzdem für alles, was passiert dankbar und versuche weiterzuleben..."

Eine ausgeglichene Persönlichkeit; eine sehr nette, sympathische und bewundernswerte Frau!

 

Herr Friedrich

„Positiv sein und lächeln ist der Grundstock zur Gesundung..."

Dies ist der Ausspruch eines Optimisten, der den Bestrahlungsraum täglich mit einem Lächeln betreten und verlassen hat.

 

         
   

Herr Walter

Auf die Frage nach seinem Befinden habe ich stets die gleiche Antwort bekommen: „Danke, es geht mir gut, ich kann mich nicht beklagen."

Wenn Herr Walter auf diesem Foto streng und ernst ausschaut, liegt es nur an der Lagerung im Bett. Er war nämlich sonst ein gelassener Mensch, einer der fröhlichsten und zufriedensten Patienten, die ich je gekannt habe - trotz seiner schweren Krankheit, die ihn gezeichnet und ans Bett gefesselt hat. Ich habe seine Lebenseinstellung und Einfachkeit sehr bewundert.

 

         

Frau Gerlinda

 
         
   
         
 

Im Zeichen des Regenbogens

Die Morgenröte ist erwacht und verkündet den Neubeginn eines Tages. Ein heiterer Regenbogen überdacht die taufrische Landschaft sanft. Gestärkt beginnt die Fülle des Lebens sich auf's Neue zu entfalten.

Noch still liegt der Ort der inneren Beschaulichkeit geborgen unter dem „Dach meiner Welt".

Kluge Augen einer jungen Frau blicken sanft, freundlich, in strahlendes Blau gehüllt zu mir auf.

Eine Welt des Vertrauens, der heiteren Gelassenheit mit sanftem Optimismus liegt darin.

Quelle der ewigen Erneuerung ein beglückendes Geschenk des Schöpfers.

So, wie der Regenbogen ewig genährt wird aus der immer fort sich erneuernden Natur,

so bewirken wir durch uns oder unser Gedankengut das wir sorglich weitergeben ewige Erneuerung.

Unter anderem bewegten mich diese Gedanken am Anfang der Bestrahlungstherapie

und begleiten mich fortan.

Mit ihnen finde ich Trost und unterstützende Kraft

zur Bewältigung meines Krebsleidens.

Eine Ruhe und Fröhlichkeit austrahlende Person. Es genügte, mit ihr ein Gespräch unter vier Augen zu führen, um zu merken, dass diese Wesenszüge Ausdruck ihrer inneren Einstellung waren. Im Laufe der Zeit hat sie gelernt, das Leben nicht als ,selbstverständlich` zu betrachten. Jeder neue Tag war für sie wie ein Geschenk und sie konnte sich über Kleinigkeiten freuen. So war für sie auch jeder Morgen, den sie beim Frühstück mit ihrer Tochter verbrachte, wie sie es beschreibt, etwas Besonderes. Die Unkompliziertheit, oder, - dem Leben unkompliziert entgegenzukommen war ihr Motto. Auch mich hat diese ihre Einsicht sehr beeindruckt.

     
         


Herr Rudolf

   

„Stets positiv und zuversichtlich in die Zukunft schauen. Die Zukunft noch genauer planen und den noch verfügbaren Zeitraum in jeder Hinsicht optimal jedoch nicht egoistisch - nützen"

Obwohl ich eine schöne Aufnahme von diesem Herrn gemacht habe, darf ich sie nicht zeigen, denn es handelt sich um eine Person, die in der Öffentlichkeit bekannt ist. Ich muss natürlich den Wunsch des Patienten akzeptieren und irgendwie bin ich sogar mit ihm einverstanden: es war für ihn wichtiger diese Gedanken zu vermitteln und dabei ganz inkognito zu bleiben, als eine Mitleidreaktion „ach, das ist doch der..." hervorzurufen.

 

Herr Helmut

„Denke positiv und lebe heiter, das Onkologieteam hilft Dir weiter..."

Ein gelassener, sehr angenehmer Herr.


Frau Elisabeth

„Ich war früher gern unterwegs, bin viel gereist, habe ferne Länder kennengelernt. Jetzt bin ich gezwungen, zu Hause zu sein..."

Eine stille, ruhige und friedliche Person. Der Frieden, den sie ganz deutlich und sicher ausgestrahlt hat, war ein „erkämpfter Frieden". Es war ein Frieden, der als Kompromiss zwischen der Sehnsucht und dem Akzeptieren der eigenen Grenzen entstanden ist.

 

         
     

Frau Danuta

„Als man mir sagte, dass ich krebskrank bin, hat sich die Prioritätenskala meines Lebens grundsätzlich geändert."

Eine kleine, energiegeladene Person, offen für ein neues Leben - ein Leben in Einfachheit und Frieden; ein Leben, in dem die geistigen Werte Vorrang vor den materiellen haben.


Frau Anita

„Allein schaffst Du es nicht; Deine Umwelt, der Familienkreis, Freunde und Dein Glaube sind sehr wichtig."

Eine Optimismus und Lebensfreude austrahlende, sehr starke Persönlichkeit.

 

         
     
       

Frau Anna

„Das Leben geht weiter."

Eine kleine, zarte und feine Person, die trotz ihrer Krankheit eine sehr positive Lebensausstrahlung hatte.

 
       

         
 

Herr Walter

„Ich bin ein Pensionist und freue mich auf die Kleinigkeiten des Lebens: ich gehe gern in den Wald spazieren, im Sommer Schwammerln suchen (ich esse sie auch gern); ich bin ein grosser Fan der Blasmusik und bin bei jeder Veranstaltung in unserem Dorf mir ist nie fad..."

Ein bewunderns - und beneidenswerter Mensch.

 
 

Frau Ernestine

und

Frau Silvia

„Wir sind Berufskolleginnen aus verschiedenen Ortschaften. Durch die gleiche Krankheit haben wir uns erst hier kennengelernt und wir bauen uns gegenseitig auf."

Geteiltes Leid ist halbes Leid. Eine sehr wichtige Erkenntnis im Leben kranker Menschen.

 
   

Herr Ernst

„In meiner Jugend betrieb ich viel Sport (Leichtathletik, Fussball, Schifahren). Im Alter mache ich nur noch kleine Ausflüge mit dem Fahrrad (1 2 Stunden). Ich liebe meine Familie und blicke mit Zuversicht in die Zukunft."

Seine Liebe zur Familie und zu den Menschen überhaupt hat ganz sicher eine starke Resonanz ausgelöst. Es war wunderbar, ihn täglich zu begegnen und seine Nähe zur Tochter zu spüren. Ein außergewöhnlich freundlicher und netter Mensch.

   
     

Frau Maria

„Das Leben ist trotzdem schön, egal wie es kommt..."

Eine immer gut gelaunte Persönlichkeit.

Dank ihrer Unkompliziertheit und Ausstrahlung herrschte im Warteraum eine sehr lockere, fast familiäre Atmosphäre.

   
     

Herr Alfred

„Mein Gott es sind die Dinge hier auf Erden gleichviel, ob Grosse ob Geringe,

im Wesentlichen so verpackt, dass man sie nicht wie Nüsse knackt..."

Ein ruhiger, sehr angenehmer und interessanter Mann. Die Krankheit und die Therapie haben ihm das Sprechen erschwert. Die Begegnungen mit ihm erinnerten mich an die Worte der Bibel: Es gibt eine Zeit zum Reden und eine Zeit zum Schweigen.(Kohelet 3,1-8)

 

Frau Maria

„Meine Lebenserfahrung? Mit Zagen und Klagen bin ich nie weitergekommen. Wenn ich aber lache, geht es mir und auch den anderen besser..."

Eine freundliche, gutmütige Person. Sie strahlte Ruhe, Gelassenheit und Bescheidenheit aus. Reiche Lebenserfahrung und Klugheit zeichneten sie aus.

 

       
     

Frau Margarethe

„Mein Motto war und ist auch heute noch:

Was sich nicht ändern lässt, nehme ich an."

Eine fröhliche, ausgeglichene und angenehme Person, die fast immer in Begleitung eines Familienmitgliedes zur Bestrahlung gekommen ist.

 

         
 

Herr Johann

„Nach der Kopfoperation glaubte ich zuerst, dass ich nach 6 Wochen und später nach 10 Wochen wieder arbeiten könnte. Später, als ich wusste, dass der Tumor bösartig ist, hatte ich nur einen grossen Wunsch: weiterzuleben und mit meiner Frau und meinen Kindern noch lange zusammen zu sein. Ich hoffe, der Herr Gott und die Mutter Gottes helfen mir alles positiv und freudig zu bewältigen."

 
 

Ein ruhiger, unauffälliger, sehr freundlicher und sympathischer Herr. Auch ihn hat die Krankheit überrascht. Er war aber total zuversichtlich und überzeugt, dass nicht nur seine Krankheit, sondern auch sein ganzes Leben völlig in der Hand Gottes liegt. Er war ein sehr gläubiger Christ. In seinem Glauben und in seiner Zuversicht und Gelassenheit war er einfach beneidenswert...

   
       
       

         
 

Frau Hana

„Seitdem ich krebskrank bin, lerne ich jeden Tag, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen und die unwichtigen Gedanken und Gewohnheiten loszulassen..."

Eine tiefsinnige, introvertierte Person.

 
 

       
     

Herr Norbert

„Krebs musst Du akzeptieren, um mit ihm leben zu können.Mit Krebs kommt man erst darauf, wie schön das Leben sein kann."

Und zu seiner Frau, die ihn oft zu den Bestrahlungen begleitet hat: „Deine Liebe macht mich stark!"

Eine ausgeglichene und aussergewöhnliche Persönlichkeit.

 

           
 
Herr Reinhardt

Im Leben jedes Einzelnen von uns gibt es Menschen, die man nie vergisst. Unter vielen Patienten, die in meiner Erinnerung ständig verewigt bleiben - ist der Herr Reinhardt. Wir haben ihn vor zwei Jahren bestrahlt, jetzt treffe ich ihn gelegentlich. Mögen über den Reichtum seiner Persönlichkeit einige seiner Gedanken sprechen:

 

Überlebenszeichen:
Ein Philosoph, der im KZ war, hat gesagt: wenn ich nur die Mauer gesehen hätte, hätte ich nicht überlebt. Ich habe aber die Blumen und die Grashalme gesehen, die durch die Ritzen gewachsen sind...
Auch ich suche jeden Tag nach meinen persönlichen Grashalmen. Im Hof meines Hauses sind drei Bäume gewachsen. Zwei wurden abgehackt. An ihren Stellen wachsen aber ständig von selber neue Bäumchen - die zwischen Beton und Asphalt ihren Lebensraum finden. Es genügt ihnen so wenig um zu leben: ein bisschen Sonne, Luft und Feuchtigkeit, ein kleines Stück Erde - und sie leben und sind zufrieden...

Tierwelt:
Ich bewundere die Tiere: Sie haben keine Ansprüche und sind zufrieden, wenn sie das Essen bekommen! Der Mensch? Er muss 23 Traktoren, tausende Raketen und alles mögliche haben - und noch immer hat er nicht genug, um zufrieden zu sein...

Schnecken:
Ab und zu, wenn ich in der Natur bin, beobachte ich die Schnecken. Sie sind zwar langsam (für unsere Begriffe), kommen aber immer rechtzeitig ans Ziel. Ich habe einmal ein kleines Stück Apfel zwischen zwei Schnecken hingelegt - sie hätten sehen sollen, wie schnell sie sich bewegt haben und der Apfel war plötzlich weg ...

Begräbnis:
Vor einigen Jahren habe ich mein eigenes Begräbnis organisiert. Es war eine interessante Erfahrung für mich! Ich bin mir zwar am Anfang ein bisschen blöd vorgekommen - als eine „Art Ware“ - wieviele Kerzen, Kränze, welches Sargmodell etc., aber seitdem habe ich meine Ruhe. Ich lebe für jeden Augenblick - es ist ein Geschenk, das wir umsonst bekommen...

Kleine Kinder:
Die schönste Tätigkeit für mich jetzt, seitdem ich krank und frühpensioniert bin, ist Babysitting. Meine Lebensgefährtin organisiert diese Tätigkeit für Kinder aus komplizierten Beziehungen oder Kinder, die nur einen, oder keinen Elternteil haben. Ich habe viel Zeit und es macht mir Spass. Es ist ein Wunder zu beobachten, wie ein Kind wächst und reift und die Sprache lernt. Ich habe da unzählige wunderschöne Erlebnisse: Eines davon: Nach 9 Monaten Babysitting wollte endlich die Mutter ihr „lästiges“ Kind abholen. Als sie kam, springt das Kind sofort zu mir, in meine Arme und sagt weinend zu mir: „Ich hab‘ dich lieb...“ - Es gibt nichts Schöneres als das... - sagt er berührt zu mir...

Herr Reinhardt - ich danke Ihnen: für Ihre Worte, Ihr Beispiel, Ihre Existenz!


Frau Stefanie

„Dankbar leben, aus Innen strahlen..."

Eine kontaktfreudige Person. Sobald sie im Warteraum erschien, begann sie sich mit den Menschen in ihrer Nähe zu unterhalten. Die Stimmung war sofort fröhlicher, als ob sich Bekannte getroffen hätten.

     
   
     

Herr Josef

„Ich muss mich schon beeilen, weil mein Burli auf mich im Auto wartet."

Nicht umsonst sagt man, dass der Hund der treueste Freund des Menschen ist.

 

Frau Manuela

„Als mich mein Mann nach der Operation in die Arme nahm und sagte: , Jetzt müssen wir uns jeden Tag noch mehr drücken`, (umarmen) wusste ich, wir werden es schaffen.

Bei den Bestrahlungen denke ich oft: Jetzt geht es dir an den Kragen, du blöder Krebs!"

Eine fest entschlossene Frau, die die Kraft zur Bekämpfung der Krankheit aus der Liebe ihres Mannes schöpft.

 

         
 

Herr Herbert

Wenn Sie glauben, dass dieses Foto gestellt ist, dann irren Sie sich! Ich habe diesen Herren nur so „nebenbei", als ich einen anderen Patienten besuchte, kennengelerent. Wir sind immer in einen Raucherraum des Krankenhauses gegangen, um die anderen Patienten mit unseren langen Gesprächen nicht zu belästigen. Da kam zu uns immer dieser alte Mann, er zündete sich seine Pfeife an und genoss sie. Am Anfang hatte er sich höflich aus unseren Gesprächen herausgehalten. Später begann er aber langsam, immer mehr auch mit uns beiden zu kommunizieren. Er

 

verbreitete eine Mischung aus Lebensweisheit, unglaublichem Reichtum an Erfahrungen, aus Bescheidenheit und Intelligenz. Da dachte ich mir: diesen Herren möchte ich für mich fotografieren, um ihn lange in Erinnerung zu behalten. Ein wahrer Denker und Abenteuerer!

       

         
 

Frau Helga

Krebs ist einer der schlimmsten Feinde der Menschen. Aber gegen einen Feind den ich kenne, kann ich mich wehren. Ich wehre mich gegen meinen Feind, den Krebs, so wie ich mich in meinem Leben bisher gegen alles und jeden gewehrt habe, das für mich eine Bedrohung dargestellt hat. Die Kraft dafür geben mir meine Kinder; ihre Umarmungen, ihr unbegrenztes Vertrauen zu mir, ihr oft ausgesprochenes, oft signalisiertes „Mamma, wir haben dich lieb." Unser Verhältnis ist seit dem Zeitpunkt, seit dem wir von meiner Erkrankung wissen, intensiver, behutsamer, zärtlicher geworden. In der Zeit zwischen Operation und Beginn der Strahlentherapie haben mir viele meiner Freunde geraten, nicht mehr so viel für andere da zu sein, sondern an mich zu denken ich hab's versucht und war entsetzlich unglücklich. Es ist schön, für andere da sein zu dürfen und zu wissen, dass diese anderen auch für mich da sind. Es gibt kein allgemein gültiges Rezept gegen Krebs jeder muss für sich den richtigen Weg finden, damit umzugehen."

Es gibt Momente im Leben, wo es notwendig ist, Zeit für sich selbst zu haben. Man braucht innere Kraft und Energie, um im alltäglichen Leben durchzuhalten. Der Mensch ist aber ein „Sozialwesen" und als solches macht ihn nichts glücklicher, als das Bewusstsein, für andere da zu sein und mit anderen teilen zu können. Diese Erkenntnis ist die Quelle der Freude, der Zufriedenheit und Genugtuung und zählt zugleich zu den ältesten Erfahrungen der Menschheit. Glücklich ist die Person, die diese Erkenntnis heute genauso empfindet. Ich gratuliere Ihnen, Frau Helga und danke für ihr Zeugnis!

 
       
         

         
 

Herr Peter

„Ich bin jetzt dabei zu lernen, jeden neuen Tag als Geschenk zu betrachten und es macht mir Freude..."

Ein ruhiger, unauffälliger Herr, der oft in Begleitung seiner Frau zu den Bestrahlungen kam. Für ihn, wie auch für viele andere sind Gedanken und Weisheiten anderer Menschen eine Quelle der Kraft und des Optimismus.

 
       
         

         
       

Frau Heidi

Meine ersten Gedanken nach der Operation waren: ich habe meinen zwei Kindern und meinem Mann noch nicht genug Liebe geschenkt..."

Die berührende Aussage einer starken Persönlichkeit...

 

     
 

Herr Rudolf

„Stets positiv und zuversichtlich in die Zukunft schauen. Die Zukunft noch genauer planen und den noch verfügbaren Zeitraum in jeder Hinsicht optimal jedoch nicht egoistisch - nützen"

Obwohl ich eine schöne Aufnahme von diesem Herrn gemacht habe, darf ich sie nicht zeigen, denn es handelt sich um eine Person, die in der Öffentlichkeit bekannt ist. Ich muss natürlich den Wunsch des Patienten akzeptieren und irgendwie bin ich sogar mit ihm einverstanden: es war für ihn wichtiger diese Gedanken zu vermitteln und dabei ganz inkognito zu bleiben, als eine Mitleidreaktion „ach, das ist doch der..." hervorzurufen.

 
     

         
 
Herr Franz

Die unglaublichsten, wunderschönsten, aber auch traurigsten Geschichten schreibt niemand besser, als das Leben selbst. Hören Sie diese Geschichte, die mir Herr Franz, der einer von unseren „Stammkunden" geworden ist, einmal nach der Bestrahlung erzählt hat:

 

„Gestern ist mir etwas passiert, was mich aus dem Gleichgewicht gebracht hat noch mehr, als diese meine Krankheit: Als ich nach der Behandlung draussen auf die Strassenbahn gewartet habe, ist zu mir eine, in meinem Alter aussehende Frau, mit der Frage gekommen, wie sie am besten mit der Strassenbahn an einen bestimmten Ort in Wien kommt. Ich habe es ihr erklärt. Sie bedankte sich. Ein Wort gab das andere, wir haben begonnen, uns über alles mögliche zu unterhalten. Da erfuhr ich, dass sie, genauso wie ich, auf der Strahletherapie mit der Diagnose Krebs behandelt wird. Das Gespräch war somit noch interessanter für uns beide. Nach der Beantwortung meiner Frage - woher sie komme, und wo sie wohne erzählte ich ihr: „Ich habe in ihrem Dorf einmal ein Mädchen gekannt, in das ich verliebt war."

 
     
 

Da hat sich mich plötzlich angeschaut und gesagt: „Franz!" Ich öffnete meine Augen und rief: „Maria, das Mädchen, das bist doch Du!" Stellen sie sich vor: Nach fünfzig Jahren habe ich sie wiedergetroffen und zwar bei Euch, auf der Strahlentherapie. Seine Aussage hat mich natürlich neugierig gemacht, deswegen fragte ich ihn: „Können Sie mir erzählen, was passiert ist, warum sie sich damals getrennt haben?" Er antwortete: „Es ist kein Geheimnis mehr. Wir haben beide studiert, wir beide wollten Lehrer werden. Sie hat aber auch Theologie studiert und wollte nicht nur Religion unterrichten, sondern sie wollte auch als Pastoralassistentin arbeiten. Später hat sie aber entschieden, ins Kloster zu gehen und das war der Grund unserer Trennung. Ich habe lang gebraucht, um es zu verkraften. Erst viel später habe ich mich in ein anderes Mädchen verliebt und geheiratet." Haben Sie sie gefragt, was aus ihren Lebensplänen geworden ist?" fragte ich ihn. „Ja, natürlich wollte ich es gleich wissen. Sie hat das Theologiestudium fertiggemacht und ist Pastoralassistentin geworden. Aus dem Kloster ist sie ausgetreten.Sie hat nie geheiratet, ist allein geblieben. Sie sagte zu mir, dass sie damals die falsche Entscheidung getroffen hat, sie hätte bei mir bleiben und mich heiraten sollen…"

Als wir den Herrn Franz später noch einmal bestrahlt haben und sein Zustand sehr ernst war, hat er mir diese berührenden Worte gesagt:

„Krebs, ein fast unabänderliches Schicksal, ertrage ich mit grosser Würde. Trotz allem liebe ich noch immer das Leben, gepaart mit der Hoffnung, dass auch immer Wunderschönes geschieht. Gestützt auf diese Hoffnung wird dem Tod sein Bitteres geraubt..."

Weil ich diese Frau als unsere Patientin auch gekannt habe, weiss ich, dass sie sich mit Herrn Franz nach dieser Begegnung noch öfters getroffen hat. Sie hat aber nicht mehr lange gelebt, kurz nach ihrem Wiedersehen ist sie gestorben… Herr Franz hat sie überlebt, als ich ihn aber ungefähr ein Jahr nach ihrem Tod fotografierte, war auch sein Zustand sehr kritisch und er beschäftigte sich in seinen Gedanken mit dem Abschied aus dieser Welt. Er war ein sehr angenehmer Mensch und Patient. Trotz der schweren Krankheit war er ein grosser Optimist. In ihm gab es keine Spur der Verbitterung oder des Hasses. Er war mit allem einverstanden, er hat alles, was ihm das Leben serviert hat, akzeptiert. Vielleicht auch deswegen ist ihm der Abschied von dieser Welt zumindest äusserlich nicht schwer vorgekommen…

     

Frau Gabriele

„Meine Krankheit hat auch etwas Positives an sich: ich spüre mehr die Fürsorglichkeit und Liebe meines Mannes und meines Sohnes."

Der Sohn hat trotz seiner Berufstätigkeit seine kranke Mutter jeden Tag zu den Bestrahlungen geführt. Es war ein berührendes und wunderschönes Bild, das diese zwei durch ihre innige Verbindung nach aussen geboten haben.

 

Frau Mirjana

„Ich hatte keine Wahl: Die Krankheit hat mich überrascht und vor eine nackte Tatsache gestellt. Ich musste etwas tun. Kämpfen oder aufgeben. Das Leben geht weiter, ich mache was ich kann. Ich habe einen sehr, sehr lieben und fürsorglichen Sohn. Ich bin überwältigt, wie er sich um alles kümmert und alles organisiert. Ich bin so froh, dass ich ihn habe!"

Wie ein Dieb in der Nacht hat plötzlich und völlig unerwartet die schreckliche Krankheit diese Frau heimgesucht. Es war ein Schock. Der Schock war aber durch dass Alleinsein dieser Frau noch verstärkt. Ihr Mann hatte sie verlassen, ihr einziger Sohn war schon erwachsen und ausgezogen. Als ihr Sohn aber hörte, was passiert war, war er sofort bei ihr. Er hat sich plötzlich in einen starken Mann, in einen zärtlichen, aufmerksamen, gefühlvollen und vor allem hilfsbereiten Partner entwickelt. Rund um die Uhr war er bei ihr. Er hat sie täglich zur Bestrahlung begleitet, weil sie es allein nicht geschafft hätte. Es war ein unglaublich starkes Bild, eine äusserst berührende und schöne Beziehung. Er hat somit ihr Leid und ihre Ängste gelindert und war zugleich auch eine Säule der Hoffnung und Freude für sie...

 
   

         
 

Herr Jan

Auf meine Bitte: „Sag doch was" grinste er nur, zündete sich eine Zigarette an (er ist Kettenraucher) und meinte: „Aber, was soll ich schon sagen?" Er lächelte wieder... Dabei haben wir immer stundenlang über alles Mögliche gesprochen. Als ich begann ihn zu besuchen, hatte ich das Gefühl, dass es ihm nicht gut geht und ich war bereit, so oft wie möglich, bei ihm zu sein. So kam es zu unzähligen Begegnungen: Vor der Operation, nach der Operation (er hatte etliche hinter sich), zu Hause, in einem Kaffeehaus etc. Jetzt muss ich gestehen: Bei jedem Treffen mit ihm ist die Zeit stehen geblieben. Es gab kein „MUSS", kein „SOLL" oder „ICH MUSS MICH SCHON VERABSCHIEDEN; BEEILEN etc. Dieser Mensch denkt nicht an Morgen er versteht es aufgrund seiner schweren Krankheit in der Wirklichkeit jetzt zu leben. Er ist der „stressfreieste" Mensch, den ich kenne. Es war jedesmal sehr bereichernd für mich, mit ihm zusammen zu sein.

Ich danke Dir, Jan...

 
       
         

           
   

Frau Andrea

„Nachdem ich die Diagnose Krebs gestellt bekommen hatte, fuhr ich für drei Tage weg. Danach war mir klar, dass ich mir die Frage nach dem „warum" nicht stellen konnte ich fand keine ausreichend befriedigende Antwort darauf. Zu viele Facetten spielen hier zusammen. Natürlich hat der Körper eine Notbremse gezogen. Er, der bisher so reibungslos funktionierte, meldet sich plötzlich so vehement zu Wort. Trotzdem sage und sagte ich mir: Kopf hoch stark sein und durch!

 
 

Mit dieser Einstellung gelingt es mir, mich als „gesund" zu bezeichnen. Ich hatte das grosse Glück, dass der Tumor operativ gänzlich entfernt werden konnte. Deshalb lebe ich nicht mit Krebs, sondern ich wurde an Krebs operiert. Nun bewältige ich eine zugegeben belastende, aber notwendige Chemo und Bestrahlungstherapie, um die Möglichkeit zu erhöhen, einem weiteren Tumor keine zweite Chance zu geben. Ich habe eine zweite Chance erhalten der Tumor soll keine bekommen.

Die Belastung dieser Therapie liegt für mich darin, dass die Verfassung nicht mit

jedem Tag besser wird, sondern dass sich die physische wie psychische Verfassung wellenförmig, tageweise ändert.

   
Es ist ein Auf und Ab der Befindlichkeit. Also begrüsse ich jeden Morgen, lächle den Tag an und versuche, die Therapie und damit verbunden auch die Auswirkung für mich anzunehmen.

Denn es warten noch so viele Morgen und so viele Begegnungen mit meinen allerliebsten Menschen. Ihnen möchte ich auch hier meinen allertiefsten Dank aussprechen für ihre Liebe, ihre Nähe, ihre Energie, und Zusprache. Aus ihnen schöpfe ich Kraft, Mut und Durchhaltevermögen. Sie ermöglichen mir mein ,head high and keep smiling.` Zu leben bedeutet für mich zu lieben und geliebt zu werden. Die Angst in den Augen meiner Liebsten werde ich nie vergessen. Ihre Angst um mich war grösser als meine Angst um mich. Ihre Liebe, und auch ihre Angst, lassen mich stark sein "

Auch diese Frau kämpft. Sie wurde ebenfalls von der plötzlichen Diagnose schockierend überrascht. Auch sie beschäftigt sich innerlich mit der Krankheit, aber auch mit ihrem eigenen Leben, mit dem Sinn des Lebens und mit den Prioritäten im Alltag. Obwohl es vielleicht paradox und auf den ersten Blick hart klingt eine Krankheit ist oft so etwas wie ein Geschenk, oder eine Gnade, im Lichte derer der Mensch beginnt das eigene Leben zu rekapitulieren, zu ordnen und die Prioritäten zu setzen... Eine starke Persönlichkeit, die ich immer, während der Strahlentherapie mit der Begrüssung: „Jetzt kommt unser Sonnenschein" herzlichst willkommen geheissen habe. Es war ein echter Genuss, dieser angenehmen und fröhlichen Person zu begegnen.

Danke für Ihre Worte, Frau Andrea!


         
       
         
 

Herr Walter

„Es ist immer gut, einen Witz dabei zu haben. Gerade in dieser Situation spielt Humor eine lebenswichtige Rolle..."

Ein äusserst sympatischer und lustiger Mensch. Er hat uns (dem Bestrahlungsteam) jeden Tag einen neuen Witz erzählt manchmal sogar drei weil es auch uns sehr wohl getan hat zu lachen und sich dabei zu entspannen.